Das Ziel des Projektes ist die Exploration, Dokumentation und anschließende Analyse von wissenschaftlich-pädagogischen bzw. erziehungswissenschaftlichen Lehrbüchern, Vorlesungssammlungen, Geschichtskompendien etc. (warum diese Genres?), also von ‚Orten‘, an denen wissenschaftlich-pädagogisches Wissen uns in sedimentierter, geronnener Form begegnet.
Nach jetzigem Stand können wir auf 902 Werke verweisen, die zwischen den Jahren 1750 und 2000 erschienen sind. Dabei erfassen wir sowohl Erst-, also: Originalausgaben, als auch die sich teils anschließenden Neu- und Wiederauflagen. Letztere nehmen etwa die Hälfte der von uns erhobenen Quellensammlung ein:
… wobei der hohe Anteil der Neu- und Wiederauflagen vor allem dadurch zustande kommt, dass einige (wenige) Werke in zahlreichen Neuauflagen publiziert werden: so z.B. Fritz Blättners prominente „Geschichte der Pädagogik“, die in insgesamt 15 Auflagen zwischen 1951 und 1980 erscheint.
Auch so ist es zu erklären, dass die „Geschichten der Pädagogik“, die sich als Genre erst ab ca. 1850 etablieren können, einen großen Anteil unseres Gesamtdatensatzes ausmachen:
… während sich insbesondere Lehrbücher und Vorlesungssammlungen bereits gegen Ende des 18. Jahrhunderts auf dem Markt konstituieren.
Den Höhepunkt – gemessen an der Publikationsdichte – erreichen Einführungen, Lehrbücher & Co allerdings in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts (dass das keine zufällige Entwicklung ist, kann man hier nachlesen); zwischen 1770 und 1780 erscheinen 74 unterschiedliche Neu- und Wiederauflagen aus diesem Genre.
Geschichten der Pädagogik sind zu diesem Zeitpunkt zwar ebenfalls präsent, sie erreichten ihren bisherigen Publikationshöhepunkt allerdings um 1910: Zwischen 1900 und 1910 erscheinen 54, zwischen 1911 und 1920 weitere 36 Neu- und Wiederauflagen aus diesem Genre.
Die Publikations-Peaks, die wir in den 1910er und 1970er Jahren und auch um 1800 feststellen können:
… können durch einschneidende Etappen der Disziplingeschichte erklärt werden: angefangen bei der bereits oben genannten Expansion der Erziehungswissenschaft in den 1970er Jahren, über die universitäre Etablierung der wissenschaftlichen Pädagogik (und dann: Erziehungswissenschaft) in den 1910er und 1920er Jahren bis hin zum intensiven pädagogischen Diskurs der Sattelzeit scheinen sich die von uns untersucheten Genres mindestens nicht zufällig zur Geschichte der wissenschaftlichen Pädagogik bzw. Erziehungswissenschaft zu vehalten.
Wie auch immer die eine oder andere Publikation oder Publikationsphase zu ‚erklären‘ sein mag: diese Schriften bilden den Ausgangspunkt unserer Analysen, die wir hier exemplarisch vorstellen (z.B. Referenz– und Semantik-Analysen). Das Werksverzeichnis können Sie hier herunterladen.